Dieser Frage möchte die Museumsleiterin Mechthilde Schnitzer nachgehen und mit vielen Trachten, aber auch den „Partnern“ aus der Fastnacht, den Besuchern ein spannendes Bild aus der Ländle zeigen.
2016 Trachten - auch in der Fastnacht ?
Zum 10 jährigen Jubiläum des Fastnachtsmuseum Narrenburg hoch oben am Schloss in Hettingen im Laucherttal veranstaltet der Narrenring Alb-Lauchert, als Träger des Museums eine Sonderausstellung vom 6. März bis 6. November 2016, die ein ganz spezielles Thema beinhaltet:
Trachten – auch in der Fastnacht?
Im badischen Landesteil war und ist das Trachtenleben bunter und vielfältiger als im württembergischen, das durch die katholischen einerseits und andererseits die strenge, protestantischen Glaubenslehren zustande kam. Der Adel und die Oberschicht im Großherzogtum Baden empfand das ländliche Leben im 18. Jahrhundert als „total chic“ und spielte u.a. „Bauernhochzeiten“ an Fastnachtsbällen, wo sich die Protagonisten „original“ verkleideten. Durch die Kunst der Malerei, Kupferstiche, Porzellanherstellung, aber auch der Dichtung wurde das Interesse an den Sonntagskleidern der Landbevölkerung, besonders im Schwarzwald noch gefordert und meist edler dargestellt, als sie in Natura waren.
Im Württembergischen waren die Kleider einfacher und schlichter, meist dunkel und auch die gültigen Kleiderordnungen hielten die „Extras“ in Grenzen. Die Industriealisierung und die öffentlichen Verkehrsanbindungen brachten viel Neues ins Land und veränderten damit auch die Kleidung und das Modebewusstsein der Bewohner. Heinrich Hansjakob (1837 -1916) war ein streitbarer Pfarrer, der das Volksbrauchtum und damit auch das Trachten-Tragen vehement einforderte. Zu seiner Lebzeit wurde die Trachtenpflege vielfach auch zur Huldigung der Landesherren in verschiedenen Formen benutzt.
Wie kommt nun die Gretle zu ihrem Hansele? „Es war halt schon immer so…! hören wir immer wieder.
Obwohl im Band „Volkstracht in Baden“ von Heinz Schmitt 1988 darauf hingewiesen wird, dass „Die Tracht ist ein Ehrenkleid – kein Fastnachtskostüm!“ und dies wohl immer wieder ein Thema ist, läuft z.B. das Gretle mit dem Hansel in Donaueschingen schon seit 1783 durch die fastnächtlichen Gassen. Die Alt-Markdorferin wurde erstmals 1928 in der Fastnacht erwähnt und 1970 bildete sich daraus ein eigener Trachtenverein. Aber die neue Alt-Markdorferin in der Narrenzunft füllt diese Lücke ehrenvoll. Viele dieser Begegnungen gibt es Landauf, Landab und stellvertretend sind Riedlingen, Donaueschingen, Immendingen, Pfullendorf, Radolfzell, Markdorf, Bad Saulgau und viele andere im Museum präsent.
Und vergessen wir nicht, dass in unendlich vielen Truhen des ganzen Landes die Trachten der Ahnen ruhten, bis sie von den Jungen entdeckt und an Bällen oder auf der Straße getragen wurden. Viele wunderschöne Trachten kamen so wieder ans Tageslicht, blieben in der Fastnacht oder formierten sich mit Gleichgesinnten zu Trachtenvereinen.
Der Besuch des Fastnachtsmuseum kann mit herrlichen Wanderungen verbunden werden, da im felsengespickten Laucherttal viele Möglichkeiten gegeben sind und die Wege vom Schwäbischen Albverein betreut werden.
Im Museums sind außerdem zwei permanente Ausstellungen zu sehen: einmal „Fastnachtsbräuche im europäischen Vergleich“ und die „Zünfte des Narrenring Alb-Lauchert“.
Das Museum ist vom 6. März bis 6. Nov. 2016 immer Sonn- und Feiertags von 13.30 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Führungen sind nach Absprache jederzeit möglich. Parkplätze sind vorhanden. Weitere Infos unter www.fastnachtsmuseum-narrenburg.de
Tel. 07574-93100 oder 0157 58 50 2204